Gifte, Vitamine und Spurenelemente im Fliegenpilz und ihre chemischen Wirkungen

Generell sind Pilzgifte nicht für alle Lebewesen schädlich: Manche Mykotoxine richten sich nur gegen andere Pilze, andere gegen Bakterien und wieder andere gegen den pflanzlichen Wirt oder gegen tierische Fressfeinde. Gegen wen das Gift wirken soll, hängt von der Lebensweise und dem Lebensraum des jeweiligen Pilzes ab. Dem japanischen Eichhörnchen beispielsweise kann das Neurotoxin des Fliegenpilzes nichts anhaben, wie eine Studie vor rund zwei Jahren ergab (doi: 10.1002/fee.2443). Dasselbe gilt für Fliegen und Schnecken.

Die giftigen Substanzen in diesem Pilz sind die Ibotensäure und das Muskarin. Doch der Fliegenpilz enthält auch Cholin. Vermutlich kommt daher in Verbindung mit der halluzinogenen Wirkung des Giftes Muscimol seine bewusstseinserweiternde Wirkung.

Muscimol entsteht durch Decarboxylierung von Ibotensäure, die in allen Pilzen der Gattung Amanita vorkommt. Decarboxylierung bedeutet: Durch Erhitzung, z.B. Kochen oder Braten oder durch Trocknung des Fliegenpilzes wird bei der Ibotensäure eine Carboxylgruppe abgespalten und als Kohlendioxid freigesetzt und siehe da, schon ist Muscimol entstanden. Im menschlichen oder tierischen Körper wird Ibotensäure bei der Verdauung ebenfalls zu Muscimol umgewandelt (metabolisiert), welches dann über den Urin ausgeschieden wird. Vom Russen ist bekannt, dass er sich durch wiederholtes Trinken seines eigenen oder fremden Urins nach Pilzverzehr mehrere Tage in einem Rauschzustand durch diesen damals vermutlich seltenen Pilz gehalten haben soll…

Muscimol ist ein psychotropes Alkaloid (Alkaloide = natürlich vorkommende, chemisch heterogene, meist alkalische, stickstoffhaltige organische Verbindungen des Sekundärstoffwechsels (sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, die für die Pflanze nicht lebensnotwendig sind)), das seine Wirkung über die Aktivierung von GABAA-Rezeptoren entfaltet. Dies ist für dessen halluzinogene Wirkung verantwortlich. GABA-Rezeptoren befinden sich in unserem Gehirn und Rückenmark. An diese Rezeptoren binden z.B. beruhigende, Angst-reduzierende und Muskel-entspannende Neurotransmitter oder entsprechend wirkende Medikamente oder auch Alkohol. Womit sich die allgemein bekannte und von manchem gern nach einem harten Arbeitstag genutzte Wirkung von Alkohol nachvollziehen lässt. Doch kann es auch zu einer paradoxen Reaktion kommen, was bedeutet, dass bei einigen Personen diese normalerweise angstlösenden, muskelentspannenden und sedierenden Substanzen ins genaue Gegenteil umschlagen können. Alkohol oder der Fliegenpilz wirken nach Verdauung dann nicht beruhigend oder entspannend, sondern erzeugen Nervosität, innere Unruhe oder auch Aggression. So lassen sich die überlieferten Berichte über Fliegenpilzvergiftungen erklären, in denen von einer aggressiven, wütenden und nervösen Reaktion auf den Fliegenpilz geschrieben wird. Als Grund für diese Wirkumkehr,die durch strukturellen Umbau der Rezeptoren ausgelöst wird, vermutet man genetische und epigenetische Veränderungen, die im Laufe des Lebens zum Beispiel durch besondere Belastungen verursacht wurden. 

Genau an dieser Stelle setzt homöopathische Therapie an und bewirkt den strukturellen Umbau der Rezeptoren zurück in die ursprüngliche Form. So wird unser Randalierer und Wüterich im Alkoholrausch wieder zum entspannten Genießer. Allerdings gibt es einen zweiten Grund für Aggression unter Alkoholeinfluss – die Leber. Nicht umsonst nennt man aufbrausende Menschen CHOLERISCH.