Der Fliegenpilz in der Volksmedizin

Ausgerechnet der Fliegenpilz, den Kinder von früh auf als Giftpilz kennenlernen, soll mit wertvollen Heilkräften ausgestattet sein? Und das ist er tatsächlich. Nicht aus Zufall wird er in der Homöopathie verwand. Doch lesen Sie selbst, was schlaue Menschen weit vor der Zeit der wissenschaftlich evidenzbasierten Medizin durch Erfahrung an Wissen angesammelt haben…

Viele Kulturen vor uns wussten...

Viele Kulturen vor uns wussten die Natur für sich zu nutzen und dies nicht nur für einen Spaziergang oder ein Sonnenbad. Seit dem modernen medizinischen Zeitalter wird jegliche Nutzung der Natur verpönt oder mit Ängsten und Risiken behaftet, solange nicht wissenschaftlich deren Wirkung nachgewiesen wurde. Doch wer sich die Mühe macht und sich mit Wissenschaft und Studien auseinandersetzt, wird sehen, dass Wissenschaft und Studien eben nicht immer Wissen schaffen, sondern dieses manchmal beschönigen, verteufeln oder auch bewusst gänzlich vor der Bevölkerung zurückhalten. Ein schönes Beispiel für gerade letztere Aussage ist der aus die aus der Realität entnommene verfilmte Lebensgeschichte eines amerikanischen Pathologen: „Unglaubliche Wahrheit“ mit Will Smith. Ein Film, den es zu sehen lohnt, wenn man sich mit der realen Welt der Studien, der Forschung und vor allem der dort fließenden Gelder und Interessensrichtungen auseinander setzten möchte. Wer allerdings mit Realität nicht umzugehen weiß und lieber weiter in seinem Coucon der Unwissenheit seine blumige Alice-im-Wunderland-Idylle genießen möchte, sollte diesen Film nicht ansehen. Er ist übrigens nur EIN Beispiel für so viele… Und es gibt einige weitere Verfilmungen solcher Beispiele.

Selbstverständlich möchte ich hier nicht unerwähnt lassen, dass es auch eine Menge an Laboren und Ärzten gibt, die seriös mit ihrem Beruf umgehen und dessen Ergebnisse für den weiteren Wissenszuwachs und den sich daraus ergebenden Erkenntnissen von hohem Nutzen sind. Ganz besonders möchte ich hier die hervorheben, die kritisch hinterfragen und kritisch heroische Neuerungen beleuchten und untersuchen und den Mut haben zu benennen. Gerade diese sind nicht nur ein Ausdruck einer gesunden Demokratie, sondern für manch einen überlebenswichtig!

Der Russe und seine Traditionen

Der Russe, der seine Traditionen, zu denen auch die Volksmedizin gehört, nach wie vor schätzt und lebt, selbst in der Politik, wo ein Überdenken und eine Weiterentwicklung wirklich mehr als angebracht wäre, siehe Ahnenreihe der russischen Diktatoren – Zaren-Stalin-Putin, so sind eben diese Traditionen bezogen auf andere Bereiche eben wieder sehr positiv. Zu diesen positiven Bereichen gehört die Aufrechterhaltung, Nutzung und Weitergabe des uralten Erfahrungswissens aus der Volksmedizin.

Der Russe schätzt den Fliegenpilz eben nicht nur als Rauschmittel. Er ist auch eine Fundgrube an nützlichen Substanzen, die der Haut Feuchtigkeit spenden und Falten glätten sollen. Die Wissenschaftler erklären die Vorteile der Pilze mit ihrer Zusammensetzung aus biologisch aktiven Polysacchariden, die für die Befeuchtung der Haut und die Beschleunigung des Regenerationsprozesses verantwortlich sind. Aus diesem Grund gibt es auf dem russischen Markt Gesichtscreme mit Fliegenpilzen. Neben Ölextrakten aus Fliegenpilzen enthält die Creme Hyaluronsäure, Kokosnussöl und ein Dutzend anderer Öle und nützlicher Inhaltsstoffe, die der Haut sicher nicht schaden. Fliegenpilzcreme wird auch für die Füße hergestellt – zur Behandlung von Krampfadern, rissige Fersen, Trockenheit und Ödemen, sowie Salben für die Gelenke.

„Im europäischen Teil Russlands wird der rote Fliegenpilz seit Jahrhunderten traditionell zur Herstellung von Aufgüssen und Umschlägen gesammelt. Diese helfen dann bei der Heilung von Wunden, Quetschungen, Rheuma, Magenerkrankungen, Erkrankungen des Nervensystems, Drüsentumoren, Tuberkulose und einer Vielzahl anderer Krankheiten. Die Ergebnisse biochemischer Experimente haben gezeigt, dass der Hautdeckel des Roten Fliegenpilzes eine antibiotische Substanz Muscarufin enthält – ein feurig-oranges Pigment, das die Entwicklung von Tumoren hemmt. Auch das Fruchtfleisch des Pilzes hat wertvolle therapeutische Eigenschaften“, so Wischnewski, der Autor eines Buches über den Fliegenpilz. 

Fliegenpilzextrakt in Leinöl wurde als Salbe zum Einreiben für die Behandlung von Rheumapatienten verwendet. In der Moskauer Region stellte man eine Salztinktur aus Fliegenpilzen her, in St. Petersburg rieb man geschwollene Gelenke mit halb verfaulten Pilzkappen ein, um die Rötung zu lindern. Eine Tinktur aus Fliegenpilzen wurde auch in Wodka zubereitet – zur Behandlung von Tuberkulose, Erkrankungen des Nervensystems und Krebs. Diese Tinktur wurde innerlich angewendet. Allerdings sind alle Experimente mit der Anwendung von Giftpilztinkturen gesundheits- und lebensgefährlich, so dass nicht alle Patienten eine solche Behandlung überlebten. Somit –  Finger weg von irgendwelchen Eigentherapien!

Die einfachste Variante als Heiltinktur soll so funktionieren: Großmütter in den Dörfern, die immer noch Pilze suchen, nehmen einen extra Beutel für Fliegenpilze mit. Sie tränken den wertvollen „Stoff“ einige Tage lang in Alkohol oder Wodka, und die daraus resultierende Tinktur kann auf die Gelenke gerieben werden.

Und selbst auf den Märkten werden in Russland die Fliegenpilze nach Gewicht verkauft. Undenkbar bei uns! Sollte sich jemand mit Fliegenpilzen zum Verkauf auf den Markt stellen, es wäre spannend zu beobachten, wie schnell ihm die Polizei im Nacken säße.

Auszüge aus einem Schweizer Artikel von 1970

In der dritten Abteilung des Buches mit der Überschrift «Nordasien und der rote Fliegenpilz» (S. 151—204) berichtet der Autor über die Mitteilungen der Forscher, Reisenden und Anthropologen über den roten Fliegenpilz und beschreibt die Gewohnheiten der dortigen Volksstämme, die diesen Pilz zu narkotischen Zwecken zu verwenden pflegen.

Wie der größte Teil der Reisenden behauptet, verwenden die Schamanen zu Rauschzwecken getrocknete Fliegenpilzhüte. Die Fruchtkörper trocknen sie schnell an der Sonne oder über dem Feuer, und die Exsikkate verwenden sie das ganze Jahr. Meistens weichen sie diese in Wasser ein, zerkochen sie und trinken die Flüssigkeit, oder vermischen sie mit Milch oder verschiedenen Fruchtsäften, weil der Saft an sich einfach übel schmeckt und zum Erbrechen reizt. Wenn man nur eine geringe Menge der Droge verwendet, beispielsweise aus zwei Pilzhüten, kann man sich mit dieser Dosis nicht vergiften (VORSICHT! – BITTE EIN NACHMACHEN UNTERLASSEN).

Zugleich wird behauptet, daß die Fliegenpilznarkose humaner anmutet als der Alkoholrausch. Der von Fliegenpilzsaft Berauschte lächelt vor sich hin, schreit nicht laut umher, höchstens, daß er für sich ein bisschen vor sich herbrummelt, und er beträgt sich gesittet. Mit frischen Fruchtkörpern kann man sich eher vergiften, weil sie wirksamer sind.

Die nordsibirischen Stämme ziehen den Fliegenpilz dem Wodka vor, welchen die Russen schätzen. Der Genuß von Fliegenpilzen hat nach ihren Angaben keine schädlichen Folgen. Im Gegenteil behebt eine mäßige Dosis Fliegenpilz die Abgespanntheit und erhöht die menschliche Kraft und Ausdauer. Die Stoffe des Fliegenpilzes, welche den Rauschzustand bewirken, gehen rasch in den Urin über, so daß jemand, der den Urin eines Berauschten trinkt, ebenfalls in Rauschzustand gerät. So verhalten sich gewisse Eingeborene der Tschuktschen-Halbinsel (Tschukotka). Dies erfahren wir auch aus der Rigweda (IX,744), wo es heißt, dass Priester Soma urinieren.

In Fällen, in denen der Genuss der Droge Magendrücken oder andere Unpässlichkeiten hervorruft, kann man diese durch den Genuss zweier oder dreier Löffel Fett (Schweinefett, Walfischtran, Butter oder Öl) entfernen.

Der Ursprung der göttlichen Verehrung der Soma ist uralt. Im zweiten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung wanderten von Norden her die Volksstämme der Arier in das heutige Afghanistan und in das Flusstal des Indus ein. Sie verehrten zahlreiche Götter. Unter diesen Göttern war der Gott Soma besonders interessant, der zugleich Gott und Pflanze war, beziehungsweise eher ihr Saft, den die Priester zu verwenden und sich so in Ekstase zu versetzen pflegten. Festgehalten wurde dies in religiösen Gesängen. Man geht davon aus, beweisen zu können, dass es sich hier um einen Fliegenpilzsud handelte.

Und der Ostpreuße?

Überliefert ist, dass kenntnisreiche Ostpreußen aus dem Fliegenpilz eine Tinktur gewannen, die sie, stark verdünnt – sonst brennt die Haut- äußerlich gegen Rheuma anwendeten. Doch auch bei Krebs und Drüsenerkrankungen soll der Fliegenpilz Erfolge versprechen.

Fazit

Selbst in der Volksmedizin weiß der Mensch seit Jahrtausenden die Kräfte der Natur zu nutzen. Doch auch hier musste er (der Mensch) immer wieder schauen, was wirkt positiv und was jedoch ist zu giftig, als dass er es anwenden könnte.

Hahnemann nun hat nichts neu erfunden. Auch er nutzte einfach nur das Wissen um die Natur und ihre heilenden Gaben, erschuf uns gleichzeitig jedoch die Möglichkeit, diese tiefgreifender zu verwenden und ohne schädigende Nebenwirkungen. So ermöglichte er uns den positiven und gewinnbringenden Einsatz selbst der zerstörerischsten und giftigsten Ausgangssubstanzen, die dieser Planet zu bieten hat.

Ein großartiges Geschenk, das Hahnmann der Menschheit machte. Würdigen wir es doch einfach, indem wir es nutzen…